»Genau austarierter Gesamtklang«

»Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen ...«: So lässt Goethe sein Alter Ego, den Theaterdirektor, im »Faust« sagen - und nach diesem Motto war auch das Weihnachts-Benefizkonzert des Lions-Clubs Aschaffenburg Pompejanum in der Herz-Jesu-Kirche gestaltet.

 lions wkonzert 2014

Ein Gesamtkunstwerk: das Weihnachts-Benefizkonzert in der Aschaffenburger Herz-Jesu-Kirche mit dem Kammerchor Ars Antiqua, und dem Collegium Musicum sowie dem US-amerikanischen Tenor Michael Austin.

Von der Renaissance über Beethoven und Bruckner zu John Rutter reichte der Bogen, den der Kammerchor Ars Antiqua und das Collegium Musicum unter ihrem Dirigenten Stefan Claas spannten. Und Goethe hat - wie so oft - recht: Es war für jeden etwas drin.

Felix Mendelssohn-Bartholdys (1809 bis 1847) Oratorium »Paulus« war das Alpha und Omega des Konzerts. Mit samtigem, wärmendem Klang der tiefen Streicher eröffneten Mendelssohn und mit ihm das sicher musizierende Collegium Musicum das Konzert: »Paulus« beginnt sehr getragen, später wird die Ouvertüre fast stürmisch, bis dann die Bläser den Choral durchsetzen und der Chor mit einstimmt.

Musikalische Präsenz

Dieser Chor hat nicht ohne Grund erste Preise in bayerischen Chorwettbewerben gewonnen. Da stimmt einfach alles, von der Treffsicherheit und der Beweglichkeit der Stimmen über den strahlenden Sopran und die prägnanten Männerstimmen bis hin zum genauaustarierten Gesamtklang. Vor allem vermittelt dieser Chor eine Präsenz und eine musikalische Genauigkeit, die man selten antrifft.

Das hat natürlich auch mit der Person des Chorleiters Stefan Claas zu tun, der seine Sängerinnen und Sänger ruhig und sicher durch die Fährnisse der Partituren leitete. Da überrascht im Satz »O Heiland reiß die Himmel auf« das unvermutete Piano in der dritten Strophe, da tut sich in Anton Bruckners (1824 bis 1896) beeindruckendem »Virga Jesse« ein ganz eigener musikalischer Kosmos auf.

Pianistische Effekte

Ein Höhepunkt war sicherlich auch Ludwig van Beethovens (1770 bis 1827) Fantasie für Klavier, Chor und Orchester. Johannes Möller spielte den Klavierpart mit sicherem Instinkt für pianistische Effekte, er inszenierte die pompöse Einleitung majestätisch, die schließlich in einer eher volkstümlichen Melodie endet. Die anschließenden Variationen erwecken den Eindruck eines Klavierkonzerts, das dann, nach endlosen Trillerketten, in das Chorfinale mündet. Das nicht sehr oft aufgeführte Werk wirkt manchmal wie eine Fingerübung des Komponisten für den letzten Satz seiner neunten Sinfonie.

Opernhafter Tenor

Stimme und Aussehen des aus New York eingeflogenen Tenors Michael Austin ergänzten einander aufs Beste. Die Spirituals von Harry T. Burleigh (1866 bis 1927) waren wie für diese prachtvolle Stimme komponiert, die den weiten Kirchenraum mühelos füllte. Das Zusammenspiel des opernhaften Tenors mit dem konzentriert und doch munter drauflos singenden Kinderchor von Ars Antiqua in »Panis angelicus« von Cesar Franck (1822 bis 1890) hatte seinen besonderen Reiz. Davor gefiel der 60 Mitglieder zählende Kinderchor mit drei weihnachtlich geprägten Kompositionen.

Zwei Weihnachtsgeschichten, darunter O. Henrys (1862 bis 1910) »Geschenk der Weisen«, sollten in diesem Geschenkkorb nicht fehlen. Sonja Tritschler trug sie auswendig, mit erzählerischem Geschick und mit sicherem Gefühl für die Dramaturgie der Texte vor. Das Konzert wurde mit »Wachet auf ruft uns die Stimme« aus Mendelssohn-Bartholdys »Paulus«-Oratorium und einem gemeinsam gesungenen »O du fröhliche« stimmungsvoll beendet. Die Einnahmen sollen in diesem Jahr Flüchtlingskindern, die ihre Eltern verloren haben, zugutekommen.

Quelle: Werner Ziegler in Mainecho vom 23.12.2014